Schriftkompetenz in Deutschland
Viele Menschen haben ernstzunehmende Probleme mit der deutschen Schriftsprache. Selbst kurze, einfache Texte bereiten ihnen Schwierigkeiten.
Das ist das Ergebnis der LEO-Studie 2018 der Universität Hamburg. Die Studie untersuchte die Lese- und Schreibfähigkeit und weitere Grundkompetenzen der deutschsprachigen Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (zwischen 18 und 64 Jahren). Das unterste Kompetenzniveau des Lesens und Schreibens, der Level-One, wird in Alpha-Level unterteilt. Diejenigen, die auf den Alpha-Levels 1 bis 3 liegen, sind aufgrund ihrer eingeschränkten schriftsprachlichen Kompetenzen nicht in der Lage, in angemessener Form am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Zusammengerechnet gibt es in Deutschland über 6,2 Millionen erwachsene Menschen zwischen 18 und 64 Jahren, die nicht ausreichend lesen und schreiben können.
Personen, die nicht gut genug Deutsch sprechen konnten, um an der Befragung teilzunehmen, wurden in der Studie nicht erfasst.
Männer schneiden schlechter ab
Fast 60 % der Menschen mit Alpha-Level 1 bis 3 sind Männer aller Altersgruppen. Internationale Studien bestätigen diese Ergebnisse. Auch hier schneiden Männer schlechter ab.
Alter macht nicht weise
Erwachsene über 45 Jahre machen den größten Teil der Menschen aus, die nicht ausreichend lesen und schreiben können. Den beiden ältesten Altersgruppen gehören ca. 47 % an. Es wird vermutet, dass erlernte Kompetenzen im Verlauf des Lebens wieder verloren gehen können, zum Beispiel durch Vermeidung.
Spielt gesundheitliche Beeinträchtigung eine Rolle?
Der Anteil an Menschen, die angeben, dass bei ihnen eine Lese- und Rechtschreibschwäche diagnostiziert wurde, ist bei Menschen mit Alpha-Level 1 bis 3 doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Aber mit 7 % ist der Anteil der Betroffenen immer noch gering.
Quelle: Grotlüschen, Anke; Buddeberg, Klaus; Dutz, Gregor; Heilmann, Lisanne; Stammer, Christopher (2019):
LEO 2018 – Leben mit geringer Literalität. Pressebroschüre, Hamburg.
Online unter: http://blogs.epb.uni-hamburg.de/leo
1 Quelle: Vortrag von Prof. Dr. Anke Grotlüschen und Prof. Dr. Heike Solga auf der Dekadenkonferenz am 07.05.2019.